Kinder in Strick - es gibt kaum etwas Schöneres, oder? Jedenfalls nicht für mich als strickende Kleinkind-Mama. Ich find’s einfach zuckersüß! Zuckersüß ist allerdings auch die Eiscreme im Sommer oder der Fruchtquark zum Nachtisch. Zumindest so lange, wie das Naschen fehlerfrei abläuft. Aber mal ehrlich: Wie oft ist das der Fall? Wer kleine Kinder hat, weiß nur zu gut, dass Flecken zum Daily Business von Eltern gehören.
„Macht doch nichts, Mama, das kannst du doch waschen“ pflegt meine 4-Jährige dann zu sagen. Womit sie ja recht hat. Bei Baumwolle ist das gar kein Problem. Aber Flecken auf dem liebsten selbstgestrickten Wollpullover? Ein Gedanke, der mich früher regelrecht in Panik versetzt hat. Regelmäßig lief es so ab: Sobald ich realisierte, dass die beiden etwas Selbstgestricktes trugen, versuchte ich, das versprochene Eis wieder auszureden. Natürlich mit wenig Erfolg. Und angespannt und insgeheim betend, dass der schöne Pullover doch bitte verschont bleiben möge, bot ich dann Lätzchen und Lappen und rief nervös: „Achtung, es läuft“!
Doch irgendwann erreichten die klugen Worte meiner Tochter mein Bewusstsein: Mama kann das waschen. Ich entspannte langsam. Genau. Schließlich stricke ich für meine Kinder - nicht für ihre Kleiderschränke. Also habe ich ein Anti-Flecken-Rezept gesucht und auch gefunden.
Mein persönliches Wundermittel - und für mich mindestens genauso wichtig wie eine gute Wollwaschlotion - ist Gallseife. Im Laufe der letzten Jahre hatte ich es mit Flecken aller Art zu tun. Oft habe ich es selbst nicht für möglich gehalten, doch ich konnte tatsächlich jeden einzelnen entfernen und dadurch viele schöne Strickstücke retten. Mein Flecken-ade-Rezept ist ganz simpel: Man nehme ein Stück Gallseife, ein bisschen Geduld und eine Prise Willensstärke und wasche den Lieblingspullover mit ganz viel Liebe. Natürlich achte ich auch hierbei auf Bio-Qualität (und es gibt übrigens auch vegane Gallseife - die habe ich aber noch nicht ausprobiert).
Ich mache es so:
Wenn möglich behandle ich die Flecken, solange sie noch nicht eingetrocknet sind. Dann lassen sie sich nämlich einfacher entfernen. Wenn es nur eine kleine, oberflächliche Verschmutzung ist, feuchte ich die betroffene Stelle lediglich mit lauwarmem Wasser an und reibe sie ganz vorsichtig direkt mit dem Stück Gallseife ein, bis sich etwas Schaum bildet. Natürlich sollte man niemals das Gestrick aneinander reiben, denn sonst verfilzt es!
Bei großflächigen, eingetrockneten oder hartnäckigen Verschmutzungen – etwa wenn Speisereste die Fasern verkleben – weiche ich das Strickstück zunächst eine Weile in lauwarmem Wasser ein (Bild 1). Interessanterweise treten eingetrocknete Flecken dadurch wieder viel deutlicher zum Vorschein. Das finde ich ziemlich hilfreich, denn so erkenne ich sehr gut, wo sich die zu behandelnden Stellen befinden.
Nach dem Einweichen lege ich mein feuchtes Kleidungsstück glatt in das Waschbecken (Bild 2) oder auf die flache Handfläche (Bild 3) und reibe die Flecken mit dem Stück Gallseife nochmals ein. So dringt der Schaum bis tief in die Fasern vor und löst den Schmutz (Bild 4). Manchmal ist es notwendig, den Seifenschaum mit der Hand und lauwarmem Wasser auszuspülen und den Vorgang zu wiederholen. Falls dann noch Rückstände sichtbar sind (z.B. eingetrocknetes Müsli, Porridge o.ä.), zupfe ich sie ganz vorsichtig mit den Fingern vom Gestrick ab. Meiner Erfahrung nach verträgt das Strickstück eine sanfte Reibung durch das Seifenstück. Ein Aneinanderreiben des Gestricks vermeide ich jedoch wie gesagt unbedingt, da es den Fasern schadet.
Sobald ich diese Vorbehandlung mit der Gallseife abgeschlossen habe, wasche ich das Strickstück im Wollwaschgang der Maschine bei 30°C (oder mit der Hand) mit einem hochwertigen flüssigen Wollwaschmittel, ohne die Gallseife vorher auszuspülen.
Ist die Waschmaschine durchgelaufen, folgt der spannende Moment: Hat die Mühe sich gelohnt? Bei mir war das ausnahmslos der Fall. Manchmal gab es nachher zwar ein bisschen Pilling. Aber auch Pilling lässt sich ja zum Glück entfernen.
Denn: Mama kann fast alles ;-)