Dank der Maschenprobe lernst du dein Garn und das ausgewählte Muster kennen - und vor allem: dein eigenes Stricken. Die richtige Maschenprobe hilft dir, auch wirklich die gewünschten Maße mit der angegebenen Garnmenge zu erreichen.
Warum ist die Maschenprobe so wichtig?
Stricken ist Handarbeit. Das heißt, jeder strickt ein bisschen anders. Mit ganz individueller Fadenspannung. Die einen ein bisschen lockerer, die anderen eher fest. Wie bei der Handschrift, die jeweils ein ganz eigenes Schriftbild liefert. Schreibe ich größere Buchstaben, brauche ich mehr Platz. Stricke ich locker, wird das Gewebe größer. Um mit den Anleitungen auch wirklich zu der gewünschten Größe mit deiner Garnmenge zu kommen, braucht es also eine Vorgabe, einen Maßstab. Das sind die Angaben zur Maschenprobe. Sie zeigen uns sozusagen die Handschrift der DesignerInnen und wir ahmen sie nach. Wir können unseren Stil auf Dauer nicht verstellen. Aber praktischerweise können wir mit kleineren Nadeln kleinere Maschen erreichen. Und umgekehrt.
Was muss ich beachten?
Die Maschenprobe ist eine kleine Vorschau auf dein fertiges Strickstück. Daher muss sie nicht nur genauso hergestellt, sondern auch genauso nachbehandelt werden. Sollst du laut Anleitung ein bestimmtes Muster stricken und am Ende waschen und spannen (engl. blocking), gilt das unbedingt auch für die Maschenprobe. Erst danach ist sie wirklich aussagekräftig.
Wie mache ich die Maschenprobe?
Wenn in der Anleitung zur Maschenprobe z.B. steht
24 M x 34 Rd = 10 x 10 cm glatt rechts mit Nadelstärke 3,5 mm, nach dem Spannen
sollst du also mit dem vorgesehenen Garn und mit 24 Maschen über 34 Reihen im Muster Glatt rechts ein 10 x 10 cm großes Quadrat erreichen. Vorgeschlagen wird hierfür die Nadelstärke 3,5 mm. Um das gestrickte Quadrat nachher besser handhaben zu können, solltest du es auf jeden Fall größer machen. Vor allem aber ergibt sich dadurch auch ein viel authentischeres Bild deiner persönlichen Strickhandschrift. Schlage also mindestens 10 Maschen mehr an und stricke auch mindestens 10 Reihen mehr. Je größer, desto besser kommst du in deinen persönlichen Strick-Flow. Damit sich später die Ränder nicht aufrollen, kannst du zusätzlich noch einen kleinen Rand in Kraus rechts hinzufügen.
Die abgekettete Maschenprobe wäschst und behandelst du nun genauso wie dein späteres Strickstück. Beim sogenannten Spannen handelt es sich im Grunde darum, das Strickstück glatt auf einem flachen Untergrund in die gewünschte Form zu bringen und so trocknen zu lassen. Wirklich ein wenig Spannung brauchen dabei vor allem Tücher mit Lacemustern, damit sich das Muster und die Form voll entfalten können. Hierfür gibt es hilfreiche Tools, wie spezielle Spannmatten und Pins.
Wenn deine Maschenprobe vollkommen durchgetrocknet ist, nimmst du sie hoch und schüttelst sie ein wenig aus, damit sich die Maschen entspannen können. Dann legst du sie wieder glatt hin und zählst nach, wie viele Maschen du auf genau 10 cm Breite und wie viele Reihen auf 10 cm Höhe du gestrickt hast. Am besten nimmst du hierfür ein Lineal, denn Maßbänder können mit der Zeit ausleiern. Es gibt auch extra Zählrahmen für diesen Zweck.
Vergleiche dein Ergebnis nun mit den Angaben aus der Anleitung:
Hat deine Maschenprobe weniger Maschen als in der Anleitung angegeben?
-> Stricke noch einmal mit einer kleineren Nadelstärke.
Hast du mehr Maschen?
-> Versuche es erneut mit größeren Nadeln.
Diesen Vorgang wiederholst du, bis die Maschenanzahl mit der Angabe in der Anleitung übereinstimmt. Das ist dann die für dich richtige Nadelstärke. Sollte deine Reihenanzahl abweichen, kannst du Nadeln aus einem anderen Material (Holz, Bambus, Aluminium, Karbon...) ausprobieren. Eine eher raue oder glatte Oberfläche bringt entsprechend mehr oder weniger Reibung und verändert so auch deine Fadenspannung.
Nun kann es mit der für dich stimmenden Nadelstärke wirklich losgehen. Und am Ende wirst du mit einem passenden Ergebnis belohnt. Mit jeder Maschenprobe, die du machst, lernst du deine persönliche Strickhandschrift besser kennen und einschätzen. Bald gelingt dir die richtige Größe mühelos.
Und wenn du beim Einkauf ganz sicher gehen willst…
… dass du mit der Wolle auskommst, bestell im Zweifel einfach einen Strang mehr. So hast du auf jeden Fall ausreichend Garn in der gleichen Farbpartie und kannst entspannt stricken. Denn solltest du ungeöffnete Stränge übrig haben, kannst du sie hier problemlos zurückgeben.