Zum Stricken brauche ich nur meine Wolle, ein paar Nadeln und ein gemütliches Plätzchen. Theoretisch. In der Realität spielt sich ein großer Teil meines liebsten Hobbys jedoch auch am Bildschirm ab. Ich lese Blogartikel oder Newsletter, schaue, was die Strickwelt bei Instagram und Ravelry so macht und lasse mich bei Pinterest inspirieren. In diesem Kontext kam es immer wieder vor, dass ich auf sonderbare Ausdrücke stieß, mit denen ich zunächst nichts anfangen konnte.
Mit der Zeit habe ich den Slang der Strick-Community verstehen gelernt und weiß inzwischen, was sich hinter den gängigsten Begriffen und Buchstaben-Aneinanderreihungen verbirgt: meist handelt es sich um englische Phrasen und ihre Abkürzungen, die übersetzt sinnvoll und sogar selbsterklärend sind. Was also zunächst wie eine Geheimsprache anmutete, entpuppte sich als gar nicht schwierig – wie so vieles, wenn man es erst einmal kennt. Zum Kennenlernen habe ich heute Erklärungen für die meistgebrauchten Ausdrücke für dich.
Bedeutet übersetzt “auf den Nadeln” und meint all die Strickstücke, die aktuell in Arbeit sind und somit Nadeln belegen.
Gemeint ist gewissermaßen eine laufende Arbeit, also ein Strickstück, an dem gerade aktiv gestrickt wird. Es ist möglich, mehrere WIPs gleichzeitig zu haben, obwohl zu einem Zeitpunkt x nur an einem Strickstück gearbeitet werden kann. Ausschlaggebend ist, dass die laufenden Projekte nicht in Vergessenheit geraten, sondern dass das Ziel verfolgt wird, sie fertigzustellen. Sollte das einmal nicht mehr der Fall sein, so wird das WIP zum UFO.
Bedeutet übersetzt “halb fertiges Projekt” und ist damit selbsterklärend.
Bezeichnet das fertiggestellte Strickstück und steht damit im Gegensatz zum UFO.
Bedeutet wörtlich übersetzt “unfertiges Objekt”, was jedoch irreführend sein kann. Denn dieser Ausdruck wird in der Strickwelt nicht für all jene Strickstücke verwendet, die bisher nicht fertiggestellt wurden, weil sie sich noch auf den Nadeln (OTN) befinden und aktiv in Arbeit (WIP) sind. Sondern für diejenigen, die seit Wochen, Monaten oder Jahren nicht beendet wurden – und bei denen es so aussieht, als ob sie es auch nie werden. Weil sie keinen Spaß machten, das Garn ausging oder ein anderes Strickstück begonnen wurde. Oder auch ganz ohne Grund. Schlichtweg: UFOs sind unbeachtete oder vergessene Projekte, die ihr Dasein oft ganz unten im Strickkorb oder ganz hinten im Schrank fristen.
Und so kann es dann vorkommen, dass aus dem unfertigen Strickstück (UFO) ein URO/UO wird, ein unerkanntes Objekt. Nämlich dann, wenn es derart lange unbeachtet in der Ecke lag, dass beim Wiederfinden nicht einmal mehr klar ist, was daraus einmal werden sollte. Wie traurig! Aber womöglich taucht die alte Anleitung ja auch wieder auf – dann könnte das unerkannte Objekt (URO) wieder zum aktiven Strickprojekt (WIP), und vielleicht sogar doch noch fertiggestellt werden (FO).
Wer Socken strickt, kennt es vielleicht: Das Syndrom der zweiten Socke. Während es viel Spaß macht, die erste Socke zu stricken – schließlich sind Farbverlauf oder Muster noch neu und spannend – geht die zweite oft etwas schleppender von der Hand. Manchmal fehlt einfach die Motivation, genau das gleiche Strickstück nochmal zu machen. So kommt es durchaus vor, dass erstmal ein anderes Projekt begonnen und die zweite Socke auf später verschoben wird. Solange die einzelne Socke noch allein im Korb liegt, ist sie ein typischer Fall von UFO.
Das S von Sock könnte auch für Sleeve, also für den Ärmel stehen – denn auch das Stricken des zweiten Ärmels wird von einigen als zäh und langweilig empfunden… sie verreisen dann gerne mal nach Sleeve Island.
Was wörtlich übersetzt “Insel der Ärmel” heißt, bezeichnet einen imaginären Ort, auf dem all jene gerne Zuflucht suchen, die gerade gar keine Lust haben, den zweiten Ärmel eines Pullovers oder einer Jacke zu stricken. Sie gönnen sich und dem Strickstück eine kleine Pause. Bleibt zu hoffen, dass sie aus dem Urlaub auf Sleeve Island neue Motivation und Freude für das Weiterstricken mitbringen!
Diese Abkürzung meint die Praxis, zwei identische Strickstücke gleichzeitig anzufertigen. Das können z.B. Socken oder Ärmel sein. Vielleicht eine gute Idee für all die StrickerInnen, die unter dem Second Sock Syndrome leiden oder sich gerne auf Sleeve Island ausruhen.
Wörtlich übersetzt handelt es sich um “Nadeln mit doppelter Spitze”, das heißt um die Nadeln eines Nadelspiels.
Diese Abkürzung steht für gemeinsames Stricken (knit along). Gemeint ist damit ein virtuelles Event, bei dem alle in einem festgelegten Zeitraum das gleiche Design stricken, verbunden durch den Online-Austausch über die Sozialen Medien. Organisiert wird so ein KAL meistens durch DesignerInnen, BloggerInnen oder Garnhersteller, die für diesen Zweck einen Hashtag festlegen, z.B. auf Facebook, bei Ravelry oder auf der eigenen Webseite. Der zentrale Aspekt ist, räumlich unabhängig voneinander, gemeinsam Freude am Handarbeiten eines Designs zu haben. Dabei wird ein Starttermin festgelegt, seltener auch ein Endpunkt, denn im Mittelpunkt steht der Spaß, nicht etwa der Zeitdruck. Vorab bekommen alle Interessierten Informationen über das Material, wobei die Anleitung manchmal auch erst zum Startschuss veröffentlicht wird.
Eine besondere Variante des KAL ist der Mystery KAL. Mysteriös deshalb, weil die Teilnehmenden vorab nicht wissen, welches Design sie stricken werden. Neben den notwendigen Details zu Nadeln und Garn gibt es vor Beginn höchstens den Tipp, dass es sich um einen Schal oder eine bestimmte Technik handeln wird. Die Anleitung wird stückweise veröffentlicht und das Mysterium auf den Nadeln nimmt nach und nach Form an. Genau das Richtige also für all jene, die sich gerne überraschen lassen.
Das gleiche Prinzip wie beim KAL, nur eben für die Häkel-Community.
Das lokale Garn-Geschäft ist der Wollladen um die Ecke: Eben dein Lieblingsgeschäft vor Ort, bei dem du einkaufst, was du für deine Handarbeiten brauchst.
Wenn du im zuvor genannten LYS regelmäßig mehr einkaufst, als du verstricken oder verhäkeln kannst, hast du einen großen Stash – einen ordentlichen Vorrat an Garn. Dieser gängige englische Begriff bezeichnet all jene Stränge und Knäuel, die du zu Hause gehortet hast, wie ein Eichhörnchen in seinem Wintervorratsversteck. Bei manchen WollliebhaberInnen sind das tatsächlich beachtliche Mengen…
Wenn der Lagerplatz knapp wird, ist es Zeit, den Stash zu verbrauchen. Zum Glück gibt es viele Anleitungen für Ein-Strang-Projekte oder Reste, mit denen sich der Wollvorrat langsam aber sicher abbauen lässt. Dieser Prozess nennt sich Stash-busting.
Liest man das Wort knit (stricken) rückwärts, kommt dabei TINK raus. Und es bezeichnet genau das: rückwärts stricken. Wir alle kennen das - wir stricken und stricken, und plötzlich sehen wir, dass wir in der vorletzten Reihe einen Fehler gemacht haben. Also heißt es, das Gestrickte wieder rückgängig zu machen, Masche für Masche, bis zum Makel, um ihn dann beheben zu können. TINK ist also der vorsichtige, langsame Prozess des Zurück-Strickens.
Wenn der Fehler weit zurück liegt, oder dein Strickstück nicht deiner Vorstellung entspricht, dann hilft nur eins: Nadeln rausziehen und ribbeln! Und das wird als Frogging bezeichnet. Abgeleitet vom frog (Frosch) und dessen Quaken, das im englischen Sprachraum – anders als bei uns – als ribbit, ribbit ertönt. Und dieses englische Froschgequake klingt fast wie rip it, rip it, was übersetzt nichts anderes heißt als ribbel es, ribbel es.
Beim Lacestricken ist das Rückwärtsstricken oder Ribbeln deutlich komplizierter als bei glattem Gestrick. Deshalb ist es empfehlenswert, einen Sicherungsfaden in die Arbeit zu ziehen, sodass - falls Korrekturen nötig werden - keine Maschen verloren gehen. Diesen rettenden Faden nennt man Lifeline.
Jetzt weißt du, was das Ribbeln mit den Fröschen zu tun hat und hast hoffentlich auch sonst den ein oder anderen neuen Begriff kennen- oder verstehen gelernt. Viel Spaß beim Stricken - und Fachsimpeln darüber.