Meine Schwiegermama versorgt unsere große Familie mit selbstgestrickten Socken - die entstehen quasi im Schlaf. Sobald sie jedoch etwas anderes stricken möchte, hat sie ein Problem. "Es gibt ja so viele schöne Sachen", schwärmt sie, als sie mir ein Bild einer Strickjacke zeigt, "aber ich weiß dann nie, wo ich die Anleitung herbekomme."
"Ravelry! Ich muss dir unbedingt Ravelry zeigen. So eine tolle Webseite!" erwiderte ich euphorisch. Und so kam es zum heutigen Strickletter-Thema.
Ich selber bin seit 2014 Mitglied bei Ravelry und wirklich froh und dankbar, dass ich die weltweit größte Online-Plattform der Strick- & Häkel-Community nutzen kann. Sie ist kostenlos und verfügt neben einem riesigen Archiv an Strick- und Häkelanleitungen über viele praktische Funktionen und Möglichkeiten. Die Ravelry-Seite wurde 2007 von US-Amerikanerinnen ins Leben gerufen und ist daher auf Englisch - lass dich davon aber nicht abschrecken. Es gibt dort auch eine deutschsprachige Community, deutsche Garnfirmen, DesignerInnen und viele deutschsprachige Anleitungen.
Ich stelle dir nachfolgend die Funktionen vor, die ich persönlich am besten und wichtigsten finde.
Um Ravelry nutzen zu können, musst du dich zunächst anmelden (die folgenden Links funktionieren erst danach).
Unter Profile kannst du dich der Community mit Foto und einer Beschreibung vorstellen – wie auf anderen Social-Media-Plattformen auch. Hier kannst du auch deine eigenen Aktivitäten einsehen und technische Einstellungen vornehmen.
Hinter Patterns verbirgt sich dann das Kernstück von Ravelry, die riesengroße Datenbank an Strick- und Häkelanleitungen, angeboten von DesignerInnen, Privatpersonen und Garnfirmen – kostenlos oder zum Kauf.
Du kannst direkt nach Stichwörtern oder über die Advanced Search mit vorgegebenen detaillierten Suchfiltern ganz gezielt die für dich passenden Anleitungen suchen.
Wenn dir ein Design gefällt, hast du oben rechts auf der Anleitungsseite verschiedene Optionen: Du kannst die Anleitung mit dem Herz als Favorit speichern. Dabei kannst du Bundles anlegen, also eigene thematische Ordner wie z.B. "Tücher" oder "Cardigans". Du willst es direkt deiner Freundin zeigen? Dann teile (share) die Anleitung mit ihr.
Falls du planst, das Design bald zu stricken, füge es deiner Queue hinzu. Dort steht es dann quasi in der Warteschlange, deiner persönlichen Strick-Wishlist.
Bei Gratis-Anleitungen wird direkt ein Download-Link angezeigt. Kostenpflichtige Anleitungen musst du zunächst kaufen. Mit dem Download werden alle vorhandenen Sprachversionen direkt in deiner Library gespeichert. (Und wenn es später eine Korrektur oder neue Übersetzung gibt, erscheint das aktualisierte PDF dort automatisch.) Du kannst hier auch alle Anleitungen abspeichern, die du bereits besitzt - gekaufte, kostenlose und sogar manche Strick-Bücher und Magazine, die du schon zu Hause hast - das ist dann der perfekte Komplett-Überblick!
Du könntest auch direkt die Maschen anschlagen. Wenn du auf das Stricknadelsymbol klickst, bekommst du hier schon die Möglichkeit, eine Seite für dein neues Strick-Project anzulegen.
Und ganz oben rechts in der Top-Navigation unter My Notebook findest du alles unter den entsprechenden Reitern später wieder und kannst dich so super organisieren.
Sobald du ein neues Strickstück beginnst, kannst du dafür eine eigene Projektseite anlegen. Und das ist das andere Herzstück der Community, die geteilte Strickerfahrung. Denn in deinen Projects kannst du für dich und für die Community dokumentieren, was du strickst: der Name der Anleitung, des Designers, die gewählte Größe, das Garn, die Farbe und Partie und die Nadelstärke. Du kannst Garn und Anleitung bewerten und deinen persönlichen zeitlichen Fortschritt und deine Zufriedenheit mit dem Ergebnis festhalten. In den Notizen ist Platz für alles Weitere, was dir für dich selbst oder andere wichtig und hilfreich erscheint. Etwa ob du mit der Anleitung gut klarkamst, etwas angepasst hast oder auch deinen Garnverbrauch in Gramm. Fotos runden die Infos ab.
Auf der Projektseite kannst du auch angeben, dass das verwendete Garn aus deinem Stash ist, eine weitere schöne Funktion von Ravelry. Der Stash ist dein privater Garnvorrat, der ja bei manchen Handarbeitsfans durchaus groß ist. Hier kannst du, ähnlich einem Warenwirtschaftssystem, all deine vorhandenen Garne fotografieren und anlegen. So weißt du genau, von welchem Garn du noch wie viel hast. Und wenn du für ein Project Garn aus dem Stash auswählst, reduziert das System die verbleibende Menge entsprechend. Bei der Suche nach Anleitungen kann ein angelegter Stash außerdem hilfreich sein, denn Ravelry macht dir dann Vorschläge, mit welchem deiner Garne du dieses Design umsetzen könntest.
Und unter Yarns kannst du natürlich auch Garne von Herstellern finden und sehen, in welchen Projekten sie verwendet wurden.
Der dritte wesentliche Teil von Ravelry findet sich unter Community. Hier kannst du dich in Diskussionsforen und Gruppen oder einzeln mit Gleichgesinnten austauschen. Im Falle meiner Schwiegermama wäre das z. B. eine regionale Sockenstrickgruppe. Dich interessiert vielleicht unsere Rosy Green Wool-Gruppe.
Hast du einen schönen Strang Rosy Green Wool zu Hause, brauchst aber noch eine Idee, was du daraus machst? Dann schau dir doch die Projektseiten an, die andere User geteilt haben. Alternativ kannst du auch bei Yarns den Garn-Namen eingeben und so alle Projektseiten finden, die dieses Garn verwenden.
Ich finde es einfach fantastisch, auf einen derart großen Pool an Anleitungen und Erfahrungen zugreifen zu können und ganz konkret das zu finden, was ich suche! Das Anlegen meiner Projektseiten macht mir Freude und sie waren immer eine tolle Erinnerung, wenn ich ein Design später noch einmal stricken wollte. Auch die Einträge anderer Mitglieder waren für mich oft hilfreich - und ich finde den Gedanken schön, dass ich durch meine Notizen wiederum anderen Community-Mitgliedern weiterhelfen kann.
Falls du noch nicht dabei bist, würde ich mich freuen, wenn meine Begeisterung auf dich überspringt. Vielleicht sehen wir uns schon bald auf Ravelry!