Als Kind habe ich es geliebt, jeden Morgen ein Säckchen vom Adventskalender zu öffnen. Meine Mutter hatte ihn selbst genäht und liebevoll befüllt. Diese Erinnerungen zählen zu den schönsten meiner Kindheit – denn da war so viel Liebe, Vorfreude und Zauber. Deshalb bin ich auch heute noch ein großer Fan von Adventskalendern. Und so stand für mich fest: Auch meine Kinder sollen einen bekommen: Einen selbst gestrickten Adventskalender.
Zwar nähe auch ich gerne, und mit der Nähmaschine wären 24 Säckchen schnell fertig gewesen. Aber am allerliebsten stricke ich, und so war ich sehr glücklich, als ich auf Ravelry die kostenlose Anleitung der Julevotter fand. Sie ist zwar auf Norwegisch, dank der Strickschriften konnte ich ihr aber ohne entsprechende Sprachkenntnisse sehr gut folgen. (Leider lässt sich diese Anleitung inzwischen nicht mehr downloaden. Aber wir haben eine andere schöne gefunden, auf Englisch.)
Übersetzt heißt Julevotter „Weihnachtshandschuhe“, und genauso sehen sie aus: Wie winzige Fausthandschuhe, nur ohne Daumen. Jedes einzelne kleine Säckchen ist ein Kunstwerk.
Auf der Vorderseite sind die Zahlen von 1-24 als Jacquard-Elemente eingebettet, während die Rückseiten ebenfalls alle in unterschiedlichen Mustern gestaltet sind. Es ist eine wahre Freude, diesen Adventskalender zu stricken.
Zum einen kannst du wunderbar mit Farben spielen. Ich habe mich nicht an die Vorgaben der Anleitung gehalten, sondern in meinen Wollresten nach schönen Farbkombinationen gesucht. Neben neutralen hellen Tönen habe ich kräftige Farben gewählt, damit die Muster kontrastreich und gut erkennbar sind. So wurde ein Kalender beerig-lila-altrosé und der andere hat ein blau-grünes Farbschema. Beide sind ähnlich und doch so individuell wie die Kinder, die diese Säckchen nun jedes Jahr leeren dürfen.
Zum anderen machen die unterschiedlichen Muster richtig viel Spaß! Jedes kleine Säckchen ist ein in sich abgeschlossenes Design, das gemütlich an einem Abend fertig gestellt werden kann. Du beginnst mit der Farbwahl und lernst dann jedes Mal ein neues Norwegermuster kennen. Manche hast du sofort im Kopf, andere erfordern mehr Aufmerksamkeit. Jedes einzelne Säckchen ist wie ein klitzekleines neues Strickabenteuer. Und du hast ständig Erfolgserlebnisse, denn im Nu ist schon wieder eins fertig. Ich fand es toll, sie zu sammeln und immer wieder auszubreiten, um zu schauen, welche Farben ich für den nächsten Mini-Handschuh wähle…
Das bringt mich zum nächsten Punkt, warum ich diesen Adventskalender so mag: Mit jedem weiteren Säckchen, das von der Nadel hüpft, steigt die Vorfreude auf den Moment, an dem er fertig gestrickt und liebevoll befüllt an der Wand hängt und die Kinder ihn mit glänzenden Augen vorfinden. Oder auch der Partner, die Mutter, die Freundin. Für einen Adventskalender sind wir ja alle nie zu alt! Es geht darum, einem lieben Menschen eine Freude zu machen. Und das tut einfach gut.
Zuallererst machen wir uns jedoch selbst eine Freude. Denn die Julevotter sind nicht nur schön für die Beschenkten, sondern stellen auch den perfekten Strick-Adventskalender für uns selbst dar. Wie wäre es denn, wenn du im diesjährigen Advent jeden Tag ein kleines Säckchen strickst? Eine kleine Strickmeditation für die vorweihnachtliche Zeit. Mach es dir jeden Abend ein Stündchen gemütlich, mit warmen Socken, einer Kuscheldecke und einem heißen Tee, und stricke die Zahl des Tages. Und komm dabei zur Ruhe und lass dich auf den Advent ein. Denn darum geht es ja – um Besinnlichkeit.
Dass du dann am Heiligabend einen wundervollen Adventskalender fertig gestellt hast, mit dem du im nächsten Jahr eine ganz besondere Freude machen kannst, ist dann ein großartiger Nebeneffekt. Nun hast du alle Zeit der Welt, schöne Kleinigkeiten zu sammeln, um ihn in Ruhe zu befüllen.
Obwohl meine eigenen Kinder bereits versorgt sind, werde ich ganz sicher nochmal einen Julevotter-Adventskalender stricken - natürlich nur, damit sich auch mein kleiner Neffe freuen darf. ;-)
In diesem Sinne: Happy Knitting und eine besinnliche Adventszeit!