„Am Himmel funkeln die Sterne, es ist bitterkalt, auf dem einsamen alten Hof schlafen jetzt alle, alle außer einem – Tomte Tummetott.“ Die Geschichte von Astrid Lindgrens Tomte Tummetott hat uns im letzten Jahr durch den ungemütlichen November begleitet. Und während meine Kinder den liebenswerten kleinen Wichtel, der sich vor den Menschen stets gut versteckt, in ihr Herz schlossen, kam mir eine Idee: Diesen Dezember könnte doch auch bei uns ein kleiner Wichtel einziehen.
So sorgte ich – pünktlich in der Nacht zum 1. Dezember – dafür, dass sich ein Wichtel in der Ecke hinter unserer Küchentür ein Zuhause einrichtete. Die kleine rote Tür vom Puppenhaus, die ohnehin abgefallen und längst hätte geklebt werden sollen, befestigte ich mit einem Powerstrip an der Wand. Einen Tisch und eine Bank stibitzte sich der Wichtel im Kinderzimmer, die kleine Tanne fand sich in der Dekokiste und im Nu hatte ich aus buntem Washi-Tape eine Wimpelkette gebastelt. Schon war die Miniatur-Wichtel-Welt ohne Kosten und großen Aufwand fertig.
Nun war nur noch Einfallsreichtum gefragt. Denn es sollte so aussehen, als ob der Wichtel von nun an regelmäßig in unsere Küche käme – natürlich ohne dass die Kinder ihn jemals sehen würden. Es gab ihn ja auch nicht. Es gab nur mich, meine Ideen und die wunderbare kindliche Fantasie, die sich die Geschichte in den buntesten Farben ausmalt.
Fürs Erste reichte der Einzug des Wichtels. Es dauerte etwas, bis die Kinder auf die kleinen Möbel dort hinter der Tür aufmerksam wurden. Aber dann war die Überraschung groß. „Guck mal, Mama. Was ist das denn?“. Fragende Augen, Ungläubigkeit. „Der Tisch sieht ja aus wie der aus meiner Puppenstube. Und die Tür auch.“ – Also gingen wir nachsehen. Tatsächlich, das alles fehlte im Kinderzimmer. „Warst du das, Mama?“ – „Was, ich? Nein! Das sieht doch eher so aus, als ob ein Weihnachtswichtel bei uns eingezogen ist“. Unterhaltungen dieser Art fanden nun täglich zwischen meiner Tochter und mir statt.
An manchen Tagen schauten die Kinder sogar zuerst nach, ob der Wichtel über Nacht wieder zu Besuch gekommen war. Noch bevor sie zu ihren gestrickten Adventskalendern liefen, um ein weiteres Säckchen zu plündern. Die Geschichte vom Wichtel war für sie ganz real. Mal hatte er sich einen Teller aus der Puppenstube stibitzt, und meine beiden fanden Krümel von einem unserer selbstgebackenen Lebkuchen darauf. „Ich glaube der Wichtel nascht auch gerne“. Also haben sie ihm etwas von ihrer Adventskalender-Schokolade auf sein Tischchen gelegt. Das war natürlich am nächsten Tag verschwunden. Stattdessen fanden sie dort ein kleines Briefchen, in dem der Wichtel sich für die feine Leckerei bedankte.
An einem anderen Morgen lagen zerknüllte Taschentücher auf dem Tisch, und wir waren alle sehr besorgt, da der Wichtel erkältet zu sein schien. Wir päppelten ihn auf und freuten uns etwas später über ein Lebenszeichen. Er hatte doch tatsächlich während seiner Bettruhe angefangen zu handarbeiten!
Zwei Zahnstocher dienten ihm als Stricknadeln, und er hat sich fleißig bedient an meinen Wollresten. „Oh guck mal Mama, der Wichtel kann sogar stricken! Genau wie du!“ – „Hat der mir etwa Wolle geklaut? Das ist ja ein Schlingel…“. So wuchs über die nächsten Tage hinweg ein kleiner Strickschal, und wir rätselten, für wen der Wichtel ihn strickt.
Morgens am Heiligabend lag er dann mit einer Schleife zusammengebunden auf seinem Tisch und war tatsächlich ein Geschenk an die Wichtelpuppe meiner Tochter. Oh, wie sie sich freute! Dann zog unser Wichtel – genauso heimlich wie er gekommen war – leise wieder aus.
Ob er dieses Jahr wieder kommt? „Wir sind doch umgezogen, woher soll er denn wissen, wo er uns findet?“
Wie schön, dass die Kinder den Wichtel so gern hatten. Es ist so einfach, mit etwas Fantasie, ein paar Accessoires und einigen Wollresten eine magische Weihnachtszeit zu gestalten. Während Süßigkeiten nie lange überleben, begleiten uns die Geschichten und der Mini-Strickschal noch heute.
Gerade hörte ich den Wichtel flüstern: Happy Knitting und bis bald!