Passend zum Herbstbeginn habe ich meinen kuscheligen Anker´s Cardigan aus der Cheeky Merino Joy fertig gestrickt. Doch so groß die Freude darüber war, dass die Temperaturen endlich sanken und ich ihn direkt anziehen konnte, so groß war auch die Leere in mir: ich hatte nichts mehr auf den Nadeln!
Statt immer und überall zu stricken, fand ich mich plötzlich ohne Strickzeug wieder, saß tatenlos als Beifahrerin im Auto und hatte die Hände frei beim Fernsehen. Und wie gut hätte ich die Stunde beim Kinderturnen nutzen können! Es kam mir nicht nur vor wie verlorene Strickzeit, sondern mir fehlte schlichtweg etwas. Wie konnte das nur passieren?
Früher habe ich oft mehrere Lieblingsteile gleichzeitig angenadelt, anstatt mich nur auf eines zu konzentrieren. So dauerte es manchmal länger, bis ein Pullover endlich fertig wurde. Dafür ging mir jedoch nie das Vergnügen aus. Für jede Laune und jeden Anlass war etwas dabei. Es ist zwar ganz schön, diszipliniert etwas fertigzustellen und abzuschließen, bevor das nächste beginnt – aber für die diesjährige (hoffentlich!) kalte Jahreszeit möchte ich doch mal wieder parallel stricken.
Passend zu diesen Gedanken las ich kürzlich das Kapitel „Projekte planen“ aus dem Buch „Mit Stricken gesund und glücklich werden“. Ich zitierte daraus bereits im Strickletter Stricken für die Seele. Da es auf Deutsch leider nicht mehr erhältlich ist, teile ich auch heute ein wenig von dem, was ich dort Spannendes fand.
Laut Autorin Betsan Corkhill ist es wichtig, sich Zeit für die Planung verschiedener Strickvorhaben zu nehmen, denn so können unterschiedliche Bedürfnisse befriedigt und die positiven Auswirkungen des Strickens intensiviert werden.
Ich habe dir daher hier ein paar Charakterisierungen zusammengestellt, mit denen du ganz bewusst passend zu deiner jeweiligen Lebenslage stricken kannst.
Ein herausforderndes Muster auf den Nadeln bietet unserem Gehirn die Möglichkeit, sich von Sorgen, Problemen und Schmerzen abzulenken. Und dass wir uns einer komplizierten Aufgabe widmen und etwas Kunstvolles schaffen, gibt uns das Gefühl von Kontrolle in ansonsten unübersichtlichen Situationen. Für solche Fälle eignen sich zum Beispiel der Pullover Let it Fall oder das Tuch Delightful, da das Lacemuster ein beruhigendes Maß an Konzentration erfordert.
Das regelmäßige Erlernen neuer Fähigkeiten fördert die Gesundheit des Gehirns. Zum Glück gibt es ja unendlich viele Strickmuster, die uns auf angenehme Weise fordern können. So können wir uns stets ein Strickstück griffbereit halten, bei dem wir uns mit viel Zeit und ohne Druck auf eine neue Technik einlassen können. Vielleicht möchtest du ausprobieren, wie ein Mosaik-Muster gestrickt wird? Das schöne Tuch Zimtstern bietet dir die Möglichkeit dazu. Oder reizt es dich, einmal verkürzte Reihen kennenzulernen? Dann ist der Schal Piace genau dein Design.
Natürlich soll es nicht immer kompliziert und herausfordernd zugehen. Bei einem einfachen Strickstück, das die Hände automatisch stricken, können wir die Gedanken schweifen und die Seele baumeln lassen. Entspannung pur versprechen beispielsweise einfarbige Oberteile, die glatt rechts in der Runde gestrickt werden. So wie das Shirt Mengeti aus unserer Kollektion Dekade. Aber auch ein Tuch in Kraus rechts, wie zum Beispiel Tatto, geht immer gut nebenbei.
Mützen kann man nie genug haben. Und sie eignen sich aufgrund der überschaubaren Größe – und insbesondere bei einfachen Mustern – auch hervorragend zum Mitnehmen. Einfach einen Beutel mit Strickzeug in die Handtasche stecken und den Arbeitsweg, lange Reisen oder Wartezeiten strickend genießen. Die Mütze Yndi könnte zum Beispiel so ein Taschenprojekt sein.
Ein kurzfristiger Strickspaß für zwischendurch, am besten in der Lieblingsfarbe, bringt ein schnelles Erfolgserlebnis und ist ein richtiger Stimmungsmacher. Die Mütze Juble eignet sich hierfür perfekt. Sie ist nicht nur im Nu fertig, sondern hellt in knalligen Tönen jedes Winter-Tief augenblicklich auf.
Manche Strickvorhaben brauchen hingegen viel Zeit und Aufmerksamkeit. Wenn wir sie ohne Druck pflegen und genießen können, und immer genau dann weiterstricken, wenn uns danach zumute ist, macht uns das am Ende umso glücklicher. Zum Beispiel ein Cardigan, wie etwa Veselie oder Festa. Auch eine große Decke wie die, die ich vor Jahren in Portugal strickte, ist etwas Festes für länger.
Damit sind wir auch schon beim letzten Punkt angekommen: Meine Decke aus einzelnen Quadraten habe ich damals ohne Anleitung ganz frei gestrickt. Und mein Tuch Tatto habe ich nach meinem Geschmack verändert. So ein Schaffens-Prozess fördert und nährt nicht nur unglaublich die Kreativität, sondern hilft laut Corkhill auch dabei, einfach mal fünfe gerade sein und sich treiben zu lassen. Das kann ich nur bestätigen!
In diesem Sinne: Viel Freude bei der Planung und happy Knitting in allen Lebenslagen!